Windkraftstreit: Ehemaliger Landesvorsitzender des BUND Rheinland-Pfalz, tritt aus BUND aus

Harry Neumann – ehemaliger Landesvorsitzender des BUND Rheinland-Pfalz, tritt aus dem Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland e.V. (BUND) aus.

Hier seine Erklärung:

Nachdem ich im Dezember 2014 als Landesvorsitzender des BUND Rheinland-Pfalz zurückgetreten bin, trete ich mit sofortiger Wirkung aus dem Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland e.V. (BUND) aus und lege meine Funktion als Vorsitzender der Kreisgruppe Westerwald nieder.
Naturschutz ist und bleibt meine Herzensangelegenheit, allerdings werde ich mein Engagement nicht mehr für den BUND erbringen. Das Maß ist voll. Mein Weg ist ein anderer.
Wenn im BUND der Naturschutz, insbesondere in unseren heimischen Wäldern, Natura 2000-Gebieten, Landschaftsschutzgebieten und Naturparken verhandelbar wird, wenn der BUND in der Öffentlichkeit die sogenannte Energiewende und den Klimaschutz zum Maß aller Dinge erklärt und so die Umwandlung von Landschaften und Wäldern in Energieindustriegebiete rechtfertigt, ist das ein Weg, den ich nicht mehr mitgehe.
Ich akzeptiere es nicht, dass der Zweck die Mittel heiligt.
Ideologiefreie und unabhängige Naturschutzarbeit, die sich umfassend für Natur-, Arten- und Landschaftsschutz sowie Wälder als „Hotspots“ der Biologischen Vielfalt einsetzt, ist für mich beim BUND nicht mehr erlebbar. Ganz im Gegenteil. Alleine in meiner Heimatregion Westerwald und auch in anderen Mittelgebirgslandschaften gibt es konkrete Beispiele, die belegen, dass originäre Naturschutzarbeit und der Schutz der Natur nicht mehr im Fokus des BUND stehen. Wer „Gemeinsame Erklärungen“ mit der Windindustrie abgibt und mit Investoren und Betreibern „Vereinbarungen“ trifft, ist m.E. nicht mehr unabhängig und nicht mehr glaubwürdig. Dies gilt besonders für den BUND Rheinland-Pfalz, in dessen Landesvorstand sogar ein Funktionär der Windenergie sitzt. Diese falsche und einseitige Politik führt zu einer flächendeckenden Natur-, Arten- und Landschaftszerstörung. Die großen Leistungen der Biodiversität für den Natur- und Klimaschutz sowie die massiven Folgen der industriellen Eingriffe für die Biologische Vielfalt werden völlig ausgeblendet.

Auch der Respekt vor abweichenden Meinungen ist für mich im BUND nicht mehr erlebbar. Wer Kreisgruppen das Recht zur freien Meinungsäußerung und zu naturschutzfachlichen Stellungnahmen untersagen will und ihnen das Konto sperrt, verhält sich satzungswidrig und undemokratisch. Wer, wie der BUND Landesvorsitzende in Rheinland-Pfalz, Dr. Schindler, Windkraftkritiker pauschal als „Anti-Windkraft-Pegida“ bezeichnet, der spaltet und spielt sich als „Gutmensch“ auf. Aus meiner Sicht wird hier die Grenze von Anstand und Respekt überschritten. Dies lässt für mich nur einen Schritt zu: Ich trete aus diesem Verein aus.
Es gibt glücklicherweise viele gleichgesinnte Naturschützer, die mein Grundverständnis von ernstgemeinter und unabhängiger Naturschutzarbeit teilen und die mich darin bestärken, mich konsequent und mit Herz und Leidenschaft weiter für den Natur- und Artenschutz einzusetzen. Ich habe mich als unabhängiger Naturschützer nur einem verpflichtet und zwar mich für den Erhalt und die Entwicklung von Landschaften, Wäldern, Wildtieren und Lebensräumen einzusetzen. Und das werde ich auch weiterhin tun.
Diesen Schritt zu gehen, muss jeder für sich selbst entscheiden. Den langjährigen engagierten Naturschützern, die weiterhin an eine Rückbesinnung des BUND auf seine Wurzeln, den Natur-, Arten- und Landschaftsschutz, glauben und weiterhin Mitglied bleiben wollen, danke ich für die gemeinsame Zeit und die freundschaftliche Verbundenheit. Möge dieser Weg ihnen nicht zu viel Kraft rauben.
Den langjährigen engagierten Naturschützern, die nur noch bleiben, weil Ihnen der Mut oder eine Alternative fehlt, wünsche ich Kraft und Entscheidungswillen. Auch ihnen danke ich für die zurückliegenden Jahre, gemeinsame Wege und die freundschaftliche Unterstützung.

Harry Neumann