Die „Braungrünen“ – oder: Vom Kampf global denkender, weltrettender Klimaschützer gegen faschistoide, im Dienste der Atom- und Braunkohlelobby stehende Natur- und Heimatschützer

Unter dem Titel „Die Braungrünen“ erschien in der Süddeutschen ein Artikel, der sich im Wesentlichen auf die Ergebnisse eines Forschungsprojektes des Potsdamer Instituts für Klimafolgenforschung (PIK) stützt.  Den Artikel lesen Sie hier.

Den Tenor des Artikels kennen die Bürgerinitiativen im Odenwald nicht nur aus der Süddeutschen: Engagiert man sich gegen Windkraft im Odenwald steht man früher oder später Vertretern von GRÜNEN oder des BUND gegenüber, die sich des im Artikel der Süddeutschen aufgezeigten Repertoires bedienen und einem in etwa folgendes Unterstellen:

Wenn man Windkraftanlagen in den Wäldern und Landschaften kritisiert, steht man in der Tradition reaktionärer Heimatschützer denen die globale Perspektive und das Verständnis für Komplexität des Umweltschutzes fehlt. Die Forderung der Bürgerinitiativen nach Schutz von Natur- und Mensch vor den Schattenseiten eines rücksichtslosen Windenergieausbaus wird in eine braune, faschistoide Naturschutztradition gestellt.  Die Bürgerinnen und Bürger die da aufbegehren sind demnach einfach zu blöd oder zu egositisch (NIMBY) um zu kapieren, dass die Opferung der letzten großen Wald- und Naturlandschaften ein alternativloser Schritt im Kampf gegen den Klimawandel ist. Und da der Klimawandel früher oder später ja auch alle Natur zerstören wird sind die heutigen Naturzersterstörungen durch die Windkraftanlagen ja eigentlich nichts anderes als Naturschutz.  

Naturschutz und Klimaschutz sind selbstverständlich ausschließlich Hoheitsgebiet von GRÜNEN und BUND. Denn die haben da ein Patent drauf und sind ja die Guten und können deshalb im Naturschutz auch mal fünfe Grade sein lassen – links, global denkend, der Hippie Bewegung entsprungen und nun reif und Erwachsen geworden. Die Guten halt. Die Bürgerinitiativen im Odenwald hingegen sind einfach Gegner der Energiewende die sich als ideologische Brüder und Schwestern der AfD unter dem Deckmantel der Wahrung des Naturschutzes sammeln. Handlanger oder gar Akteure der Atomlobby und des von Claudia Kempfert beständig beschworenen fossilen Imperiums.

Dass man derartig niveaulose Unterstellungen und Beschimpfungen von Provinzfunktionären von BUND und GRÜNEN vorgehalten bekommt, gehört leider zum Alltag einer Demokratie und ist aber keiner besonderen Aufregung wert. (Von in Bürgerinitiativen engagierten Menschen bekommen Vertreter von BUND und GRÜNEN sicherlich auch mal niveauloses und dummes Zeug zu hören).  Wenn derartige Geistesergüsse und Polarisierungen aber mit Mitteln des BMBF finanziert werden und in der Politikberatung des PIK beim Umgang mit den störrischen Bürgerinitiativen mündet hat der Spaß ein Ende.

Es ist deshalb an der Zeit diesen Diffamierungen und selbstgerechten Weltsichten von wesentlichen Teilen der GRÜNEN und des BUND entgegen zu treten. Wir werden deshalb in den nächsten Monaten zu diesem Thema einige kleine Beiträge veröffentlichen.

Zunächst jedoch hat Enoch zu Guttenberg mit einer Stellungnahme das Wort – der Dirigent und einstige Mitbegründer des BUND. Er reagiert Prompt mit der nachfolgenden Klarstellung, welche auch von der Süddeutschen abgedruckt wurde:

Entgegnung zum Artikel „Die Braungrünen“ in der Süddeutschen vom 11. 9.2017 von Enoch zu Guttenberg.

In oben genanntem Artikel werden mein Name und mein Engagement gegen die Windkraftindustrialisierung von Naturparks und Landschaftsschutzgebieten in Deutschland zitiert und damit ohne Abgrenzung in einen Zusammenhang mit der Leugnung des Klimawandels durch die AfD und deren Umweltpolitik gebracht. Außerdem sei ich ein typisches Beispiel für den Konflikt zwischen Umwelt- und Naturschutz. Ich verwahre mich mit Nachdruck gegen diese Diffamierung.

Allein die Existenz einer rechtspopulistischen Partei wie der AfD ist aus meiner Sicht eine Katastrophe für Deutschland. Dass viele Bundesbürger Schnittmengen ihrer Sorgen und ihrer von der herrschenden Politik missachteten Bedürfnisse in den Programmen extremer linker und rechter Parteien wiederfinden, liegt zwar auf der Hand, ist aber vor allem ein fatales Versäumnis der etablierten demokratischen (Volks)-Parteien.

Über die umstrittene sogenannte Energiewende nun einen Konflikt zwischen Umwelt- und Naturschutz herbeten zu wollen, ist unseriös und nicht intelligent, selbst wenn er von irgendwelchen Professoren unbedingt verortet und gesehen werden will. Umwelt- und Naturschutz bedingen einander und sind wie siamesische Zwillinge untrennbar aufeinander angewiesen. Im Übrigen bin ich auch kein Klimawandelleugner, sondern habe ganz im Gegenteil zusammen mit vielen internationalen Umwelt- und Naturschützern jahrzehntelang vor den katastrophalen Folgen eines drohenden Klimawandels gewarnt.

Wir brauchen dringend eine Energiewende, die auch diesen Namen verdient. Im Augenblick allerdings manipulieren wir dilettantisch an einer Stromwende herum, die mit ihrem Zappelstrom und den noch erst zu erfindenden adäquaten Speichern niemals die Klimakatastrophe wird stoppen können; im Gegenteil: Die CO₂-Ziele sind in weiter Ferne und können so niemals erreicht werden. Dafür müssen wir nun dank des Erneuerbaren Energie Gesetzes (EEG) Atomstrom aus dem europäischen Ausland beziehen und es werden dafür die letztverbliebenen Mittelgebirge zerstört und den Bürgern für wenige Großprofiteure das Geld aus den Taschen gezogen. Es ist, als führe man mit einem vergoldeten Mountainbike Rennen gegen eine Flotte Formel I.

Enoch zu Guttenberg, Neubeuern