Jahresrückblick der Schutzgemeinschaft Odenwald (SGO)

Hier Auszüge aus dem kurzen Jahresrückblick 2020 der Schutzgemeinschaft Odenwald (SGO)

– 2020 war auch für die SGO geprägt durch Corona

– Begonnen hat 2020 im (hessischen) Odenwaldkreis mit einem Umweltschaden durch Ölhavarie des ältesten Windrads WKA 5 am Hainhaus.

Anzeigen der SGO wurden bewusst beim hessischen Ministerpräsidenten Volker Bouffier zur Klärung der Verantwortlichkeiten gestellt. Anhand der Erfahrungen beim Errichten der Odenwälder Windparks am Stillfüssel, Greiner Eck, Kahlberg und Felgenwald zeigte sich, dass ein unverzügliches Handeln gerne durch ein Wegschieben der Verantwortlichkeiten zwischen Oberen Behörden beim Regierungspräsidium-Darmstadt und den untergeordneten Behörden beim Landratsamt in der Hauptsache unterblieb. Bei allen 4 Windparks traten mehrfach Umweltschäden während der Bauphasen auf, die laut Nebenbestimmungen in der jeweiligen BImSchG-Genehmigung nie hätten eintreten dürfen. Kontrolle und Ahndung durch die zuständigen Fachbehörden waren leider i.d.R. Fehlanzeige.

– Ergebnis des 1. Öl-Schadens laut Schreiben vom Umweltministerium und Beantwortung des Landrats auf eine Kreistagsanfrage von FDP und AfD „es waren nur 20 Liter Öl. Wegen Geringfügigkeit wurde von einer Ordnungswidrigkeitsstrafe abgesehen“.

– Die WKA 5 ölte in der Folge erneut im Mai und September 2020 und die Anzeigen erfolgten wie bereits beim ersten Mal durch Bürger und nicht durch den technischen Betriebsführer whs enertec aus Erzhausen, bzw. den zuständigen Fachbehörden. Die WKA 5 steht weniger als 100 m entfernt von der stark befahrenen Landstraße L3349 und ein knarzendes Geräusch am Getriebe konnte man deutlich vernehmen. Immerhin ist der Flügel der kleinsten Anlage 42 m lang und über 700 l Öle und Fette befinden sich im Maschinenhaus auf 108 m Höhe.

– Neben dem ältesten Windrad mussten auch die beiden neuesten und Höchsten im Felgenwald für 4 Monate stillgelegt werden, da es massive Probleme mit den montierten Flügeln gab. Sie wurden in einer größeren Aktion ausgetauscht und der Betreiber whs enertec aus Erzhausen verharmloste dies in einem Echo-Bericht als „Rückrufaktion, wie sie auch die Autoindustrie vornimmt“. Verschwiegen wurde jedoch, dass der Hersteller VESTAS mit diesem Bautyp V136 massive Probleme hatte und dafür Gewährleistungszahlungen von 175 Millionen € (s. IWR-News 2. Absatz und beide FAZ-Artikel) zurückstellte. Totalschäden gab es bei diesem Typ in Thailand und Australien. Beide VESTAS V136 stehen ebenfalls nur rund 100 m von der L3349 entfernt. Ein einzelner Flügel ist 68 m lang und rotiert in der Spitze mit mehr als 300 km / h.

– Interessant ist es, dass es bis heute unterschiedliche Auffassungen zu den Zuständigkeiten zwischen hessischer Landesregierung / Umweltministerium und Landratsamt in der Kontrolle von Windkraftanlagen gibt.

– Aktuell sind im hessischen Odenwaldkreis 16 WKA  installiert. 11 rund um Vielbrunn, 5 auf dem Geisberg. Wie sahen die Kontrollen in den letzten 15 Jahren aus, wenn keine Behörde sich zuständig fühlt und laut Teilplan Erneuerbare Energien weit mehr als 100 WKA dazukommen sollen? Anträge für den Bau weiterer Anlagen im Odenwaldkreis, selbst in den Weißflächen, wurden beim RP-Darmstadt gestellt. (Im baden-württembergischen und bayrischen Odenwald stehen weitere WKA – mit jeweils anderen Kontroll- und Aufsichtsbestimmungen..)

– Neben der Überwachung vermisst die SGO auch praxistaugliches Konzept beim Brandschutz für die bereits errichteten 16 hessischen WKA. Alle Anlagen stehen nicht auf Freiflächen, sondern ausnahmslos im Wald. Die Standorte für weitere WKA sind ebenfalls laut TPEE (Regionalplan Hessen) mitten im Wald. Ein Brand, z.B. durch Heißlaufen eines Getriebes und Entzündung des Öls, dass bei der WKA 5 in den trockenen Sommermonaten hätte durchaus mehrfach passieren können, wäre katastrophal. Ein Funkenflug über den Baumwipfeln (Maschinenhäuser sind höher als 100 m mit 700 – 2.000 Liter Ölen und Fetten), ohne die Möglichkeit eines Löschens durch die Feuerwehr (Stichwort: kontrolliertes Abbrennen) möchte sich bestimmt keiner ausmalen.

– Zum Jahresende lief das ursprünglich auf 20 Jahre beschlossene EEG-Gesetz als Anschubfinanzierung für die Energiewende nicht wie dem Bürger damals versichert wurde aus. Berlin beschloss eine Novellierung und gerade die Weiterförderung von abgeschriebenen Windkraftanlagen verdeutlicht das Scheitern der Energiewende mit Windkraft auf ganzer Länge….