Schutzgemeinschaft Odenwald: „Gesamten Odenwald von Windindustrieanlagen freihalten!“

 

VON: MATTHIAS MONIEN

ODENWALD. – Die neu gegründete Schutzgemeinschaft Odenwald, die länderübergreifend durch mehr als 20 Bürgerinitiativen vertreten ist, nimmt die bevorstehenden Kommunal- und Landtagswahlen in Hessen und Baden-Württemberg zum Anlass um ihre Position zum geplanten Ausbau der Windkraft im Odenwald deutlich zu machen: Windkraftanlagen seien im gesamten Odenwald vollkommen sinnlos und für die Bevölkerung kontraproduktiv.

Das zeigten intensive Analysen bestehender Windkraftanlagen im Odenwald und in vergleichbaren Mittelgebirgslagen. Zum anderen gebe es jetzt schon zu viele Windkraftanlagen im Odenwald. Die fachkompetenten Mitglieder hätten sich mittlerweile über mehr als 10 Jahre mit dem Thema Windenergie intensiv befasst.

„Ich kann hier im Odenwald durch den Windkraftausbau keinen effektiven Beitrag zum Klimaschutz erkennen, sondern lediglich die Instrumentalisierung von Klimaschutz für die ökonomischen Interessen einer kleinen Gruppe von Profiteuren“, so Dr. Richard Leiner von der Schutzgemeinschaft Odenwald.

Der reale Beitrag von Windkraft zur CO2 Vermeidung sei marginal und stehe in keinem Verhältnis zu den Zerstörungen die Windindustrieanlagen in unseren letzten naturnahen Waldlandschaften anrichten. „Ich lehne deshalb den Bau von Windkraftanlagen im gesamten Odenwald mit einem reinen >grünen Gewissen< entschieden ab“, so Leiner weiter.

Würde es die nachwievor hohen EEG-Umlagen und garantierten Einspeisevergütungen für diese Windkraftanlagen nicht geben, würde kein vernünftig ökologisch und ökonomisch denkender Mensch auf die Idee kommen, in unserer Region solche Industrieanlagen zu errichten.

Lebensräume für Mensch und Tier würden unnötig zerstört, ganz abgesehen von der nicht tolerierbaren langfristigen und weitreichenden Landschaftszerstörung. Windkraftanlagen am Hainhaus (bei Lützelbach) und am Gleisberg (bei Erbach/Mossautal) zeigten, wie eine seinerzeit propagierte regionale Wertschöpfung ins Desaster führen könne.

Denn auch die unzureichenden Windverhältnisse könnten im Odenwald in den meisten Fällen keine Kostendeckung bringen und angelegtes Vermögen, von Kommunen oder Privatpersonen, vernichten.

Aber auch künftige Anlagen wie z.B. in Reinheim, rund um Beerfelden, in Haurod oder im Greiner Eck (bei Hirschhorn) stünden genau im Visier der Schutzgemeinschaft, denn es zeichneten sich dort bereits Projekte mit unverantwortlichen Folgen für Mensch und Natur ab. So werde insbesondere unter dem Deckmantel des sogenannten „Beitrags zum Klimaschutz“ Heimat- und Lebensraumzerstörung in großem Stil betrieben.

Diese Situation erfordere weiterhin umgehendes Handeln. Die unübersehbare Einmischung des hessischen Wirtschaftsministeriums in den Natur- und Artenschutz ließe befürchten, dass der Artenschutz für reine Ertragsinteressen der Windkraftanlagen-Projektierer geopfert werde.

Eine mittlerweile immer stärker wachsende Kritik der Bürger solle daher auch bei der anstehenden Kommunalwahl in Hessen und der Landtagswahl in Baden-Württemberg Thema werden.

Hier hielten sich momentan viele Odenwälder-Politiker in den Kommunen und den Kreistagen sehr bedeckt, obwohl für die gesamte Region dramatische Änderungen durch den bevorstehenden Regionalplan mit einer Flächenbeanspruchung von bis zu neun Prozent zu befürchten seien.

Das könne dann auf etwa 400 Windräder hinauslaufen. Mit diesem Flächenbeitrag solle der Odenwald das landesweite hessische Planungsziel von zwei Prozent ausgleichen, das im Ballungsraum und in den Gebieten der Flugsicherung nicht verwirklicht werden könne, so die Schutzgemeinschaft.

Die Folgen eines windigen Tributes an eine hektische und fragwürdige „Klimarettungspolitik“ in einer touristischen Erholungslandschaft könne man bereits im Hunsrück beobachten.

Aufgrund dieser Erfahrungen erscheine der Schutzgemeinschaft Odenwald die aggressive Windkraftanlagen-Standortplanung der hessischen Landesregierung und der Regierungspräsidentin in Darmstadt wie eine „Kriegserklärung“ an das Landschaftsbild des Odenwaldes.

Die Ablehnung des Odenwälder Flächennutzungsplans durch das Regierungspräsidium Darmstadt gebe den Weg frei für eine völlig orientierungslose Vorgehensweise. Dies werde auch Auswirkungen auf die Entscheidung der UNESCO für den Global Geo-Naturpark Bergstraße-Odenwald haben.

In diesem Sinne rufe die Schutzgemeinschaft Odenwald alle Institutionen wie Geopark, Odenwaldklub, Naturschutz- und Tourismusverbände, die Verantwortung für den Odenwald trügen, auf, an den richtigen Stellen erkennbar zu protestieren. Das gelte auch und gerade für die vom Volk gewählten kommunalpolitisch verantwortlichen Mandatsträger.