Aam 11.1.2017 in Hessen im Fernsehn: Aufreger Windkraft – Warum jetzt viele Hessen protestieren Leider ein sehr enttäuschender Beitrag.
Michael Hahl hat den Beitrag in diesem Leserbrief sehr treffend kritisiert:
Hessisches Unterhaltungsfernsehen statt kritischer Journalismus
Ein Kommentar zum Beitrag in „Mex – Das Marktmagazin auf HR“ vom 11.01.2017 über „Stillfüssel“, „Greiner Eck“ und weitere Windenergiestandorte
„Unmut“, „hochemotionale Debatten“, „nimmt ihnen die Freude an der Natur“ … – Man darf sicher sein, dass alle Interviewpartner profunde Sachinformationen zu Artenschutzkonflikten und zum Naturschutz gegeben haben. Was die Redaktion des Marktmagazins daraus zusammen geschnitten hat, ist eine Reduzierung auf emotionale Betroffenheiten. Dieses offenkundige mediale Schmierentheater trifft aber den Nagel keineswegs auf den Kopf, denn gerade an den Beispielen der genehmigten Windenergieanlagen am Stillfüssel und am Greiner Eck lässt sich ein weites Feld gravierender umweltrechtlicher und fachlicher Mängel aufführen, das hier journalistisch gänzlich unbeackert blieb, obgleich die interviewten Kenner der Schräglage mit sachlichen Hintergründen mit Sicherheit nicht gegeizt haben. Offenbar nicht der HR-Berichterstattung würdig: * sind die nach EU-Artenschutzrecht streng geschützten Schwarzstörche im Eiterbachtal am Fuß des Stillfüssel; * ist das EU-rechtlich ausgewiesene Fauna-Flora-Habitat-Gebiet (FFH), in welches der Windpark „Greiner Eck“ trotz Wespenbussard, Fledermäusen u. Co. geschlagen wurde, weil angeblich keine Zielarten betroffen gewesen seien; * sind erhebliche Zweifel in Bezug auf die Planungs- und Genehmigungspraxis beispielsweise hinsichtlich keineswegs korrekt umgesetzter CEF-Maßnahmen („vorgezogene Ausgleichsmaßnahmen“) u.v.m. – An diesen sensiblen Stellen sollte hochwertiger Journalismus ansetzen und kritisch hinterfragen, nicht nur die Emotionen aus den Interviews zusammen stückeln, welche sich aufgrund diverser Genehmigungen am letzten Werktag des Jahres zu Recht eingestellt haben. Nein, es geht um weit mehr: Im Kontrastprogramm zwischen Windenergieausbau in naturnahen Lebensräumen contra Artenschutz ist bei den angeführten Beispielen die Natur ganz klar der Verlierer – und dies trotz brisanter artenschutzrechtlicher Konflikte, die ich im Übrigen gerne im Detail weiter ausführe und ggf. auch der Justiz erläutere. – Verbreitet wird immer wieder der scheinbare Kompromiss, man wolle Windenergie und Artenschutz in Einklang bringen; das aber gelingt weder am Stillfüssel, noch am Kahlberg noch bei Grein. Und das ist – ohne jegliche emotionale Debatte – der eigentliche Skandal, über den sich das Marktmagazin leider ausschweigt. Immerhin zeigen die Bilder aus dem Vogelsberg (übrigens großteils ein EUVogelschutzgebiet) eindrücklich, was im Mittelgebirge Odenwald zwischen den Metropolen Frankfurt, Mannheim und Würzburg noch bevorsteht, wenn Artenschutzrecht und Habitatschutz nicht so gewürdigt werden, wie es der EU-rechtlichen und nationalen Gesetzeslage gebührt. Und wenn auch der hohe Wert der Auszeichnung als „UNESCO Global Geopark“ Bergstraße-Odenwald nicht endlich angemessen berücksichtigt wird. „Klimaschutzmaßnahmen“ sind durchaus ein Gesichtspunkt, aber Biodiversität mit zahlreichen geschützten Arten und die Erhaltung naturnaher Lebensräume dürfen dem fragwürdigen Weg, angeblichen „Klimaschutz“ mittels Windenergieausbau zu erzielen, nicht geopfert werden. Der Schutz unserer Ökosysteme und naturnahen Landschaften hat einen Stellenwert, den man nicht mit umweltrechtlich fragilen Entscheidungen über den Haufen werfen darf. – Retten wir den Odenwald! Michael Hahl, Waldbrunn