MUNA: Keine weitere Aufweichung des Artenschutzes!

Pressemitteilung von MUNA e.V.:

Nachdem die Windkraftlobby seit Wochen Alarm schlägt, der Ausbau der Windkraft würde
stocken, hat Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier ein Krisentreffen für den 05.09.2019
anberaumt. Man will sich u.a. mit rechtlichen Fragen zur Genehmigung beschäftigen und auch
damit, wie die anvisierten Ausbauziele durch erneuerbare Energien bis 2030 erreicht werden
können.
Der vom Bundesverband WindEnergie (BWE) aufgestellte „Aktionsplan für mehr Genehmigungen von Windenergieanlagen an Land“ ist lang. Insbesondere der Artenschutz soll weiter aufgeweicht werden! Man fordert bei genehmigungsrechtlichen Unklarheiten künftig „im Zweifel für die Windenergie“ zu entscheiden. Außerdem sollen die Ausnahme-Regeln des Naturschutzgesetzes dahingehend geändert werden, dass die Installation von Erneuerbare-Energie-Anlagen „im dringenden Klimaschutzinteresse und damit besonderem Naturschutzinteresse ein Ausnahmetatbestand im Sinne dieser Vorschrift ist.“
Bei diesen Forderungen der Windkraftlobby wird die Rolle der Windindustrie als
Hauptgefährdungsfaktor für bestimmte Populationen von Vogel- und Fledermausarten
heruntergespielt, wissenschaftliche Erkenntnisse und Studien werden ignoriert bzw. sogar
verdreht.
Mit dem derzeitigen Windindustrieausbau kommt es in Deutschland immer wieder zu Verstößen gegen sämtliche internationale Abkommen zum Schutz wandernder, wildlebender Tierarten, wie der Niedergang mehrerer Fledermausarten und Vogelarten zeigt, sowie gegen europarechtliche und nationale Verpflichtungen.

Durch die bereits installierten Windindustrieanlagen werden in Deutschland jährlich ca. 500.000
Vögel und ca. 300.000 Fledermäuse getötet (die Dunkelziffer liegt vermutlich noch weitaus
höher). Im Bereich der Lebensräume windkraftsensibler Arten können nur durch Abschaltungen, Stilllegungen oder Rückbauten von WEA Umweltschäden vermieden oder wieder geheilt werden.
Die Auswertung von über 15.000 Studien zur Biodiversität des Weltbiodiversitätsrates (IPBES),
wonach eine Million der weltweit vorkommenden 8 Millionen Tier- und Pflanzenarten akut vom
Aussterben bedroht sind, zeigt, dass die Menschheit derzeit durch den Verlust der Artenvielfalt
am stärksten im eigenen Überleben bedroht wird. Der Artenschwund ist Hauptgrund einer
Vielzahl aktueller Menschheitsprobleme und wird auch in unserer Gesellschaft nicht ernst genug behandelt. Der Klimawandel ist hiervon nur ein Teil des Mosaiks. Daher sind dringend intelligente Lösungen in Bezug auf die Nutzung neuer Technologien zur Energiegewinnung, aber auch zum Energiesparen erforderlich, will man nicht die Artenvielfalt und somit die Grundlage des Überlebens der Ökosysteme und demzufolge unser eigenes Überleben irreversibel zerstören, so Dirk Bernd von MUNA.
Massive Schäden an Tierpopulationen sind bereits jetzt monokausal den Wirkungsgefügen durch die Nutzung der erneuerbaren Energien, insbesondere der Windenergie in artensensiblen Bereichen zuzuschreiben und sind, falls überhaupt möglich, nur unter höchsten ökonomischen Anstrengungen wieder rückgängig zu machen. MUNA hat hierzu ein Buch zum Thema herausgegeben, zu finden ist es unter:
https://www.muna-ev.com/veröffentlichungen/
Als Kernaussage muss in der Konsequenz zum Schutz der Arten ein sofortiger WEA-Ausbaustopp in windkraftsensiblen Gebieten erfolgen, um die Artenvielfalt nicht gegen die notwendige, jedoch größtenteils falsch umgesetzte Energiewende auszuspielen.
Wir fordern von der Bundesregierung, den Belangen des Natur- und Artenschutzes einen weitaus größeren Stellenwert als bislang einzuräumen! Es ist nur logisch, dass Interessensvertreter der Windbranche den Artenschutz vernachlässigt sehen wollen, doch kann dies nicht Grundlage für neue Gesetzesentwürfe werden, so Prof. Kerstin Schultz von MUNA.
Eine weitere Aufweichung der Naturschutzgesetze, Naturschutzverordnungen und Richtlinien
muss unter allen Umständen unterbleiben.

Der Schutz der Natur ist zu stärken, anstatt ihn noch weiter zu schwächen, so die
Schlussfolgerung der Natur- und Umweltschutzorganisation MUNA.