Pressemeldungen zur Podiumsdiskussion „Quo Vadis Odenwald?“

Pressemitteilungen und Nachlese zur Veranstaltung:

MUNA e.V.: https://www.muna-ev.com/aktuelles/

Rhein-Neckar-Zeitung: https://www.rnz.de/nachrichten/metropolregion_artikel,-heiligkreuzsteinach-weiter-viel-wind-um-die-windkraft-im-odenwald-_arid,488452.html?fbclid=IwAR1Loc5MezMl6mOcpwYT_jwcMR-21A1fRfWjvQ6WCL1flxuB7EO2NSaLjE0

René Rock / FDP Hessen: https://rene-rock.fdp-hessen.de/meldung/streitpunkt-windenergie-im-odenwald/?fbclid=IwAR2eOV1zp2M_VY-EJNW7k7oL3qnnWu0Vi5IcPt3LEueyV3nPZGQOeDNVByY

Verein „LeO – Lebenswerter Odenwald“:
PODIUMSDISKUSSION „QUO VADIS“ – WIE GEHT ES WEITER MIT DER WINDKRAFT IM ODENWALD?

Am 3.12.19 lud unser Verein zu einer Podiumsdiskussion in Heiligkreuzsteinach ein. Das Interesse an der Veranstaltung war überwältigend. Über 200 Menschen waren unserer Einladung gefolgt und hatten den Weg in die Steinachtalhalle gefunden. Auf dem Podium diskutierten René Rock, Fraktionsvorsitzender der hessischen FDP, Dr. Albrecht Schütte, CDU, MdL Baden-Württemberg, Hermino Katzenstein, Bündnis 90/Grüne, MdL Baden-Württemberg, und Dirk Bernd, Biologe sowie Artenschutzfachgutachter. Ebenfalls begrüßen konnten wir BürgermeisterInnen aus den Nachbargemeinden. Nach der Vorstellungsrunde der Politiker und Herrn Bernd begrüßte Frau Bürgermeisterin Sieglinde Pfahl die Gäste und verlas die gemeinsame Erklärung des Gemeindeverwaltungsverbandes Schönau zum Thema Windkraftausbau im Odenwald. Moderiert wurde die Veranstaltung von Bernhard Stay, 2. Vorsitzender von LeO e.V., und Alexander Kohl, Kreisvorsitzender der FDP.

Die vier Protagonisten kamen dann auch gleich zur Sache und machten ihre Standpunkte klar. MdL Dr. Schütte (CDU) vertrat den eher pragmatischen Ansatz, dass man die Windkraft da ausbauen sollte, wo es Wind gibt und wo die Windenergieanlagen die Menschen nicht stören bzw. keine bestehenden Naturschutzgesetze verletzt werden. Aus seiner Sicht ist der Odenwald als ausgewiesenes Schwachwindgebiet für Windkraft eher ungeeignet. Rene Rock von der FDP sieht den Windkraftausbau dagegen allgemein kritisch. Aus seiner Sicht leisten die bisher in Deutschland installierten 30.000 Windkraftanlagen nur einen minimalen Beitrag zur Energieversorgung und das auch noch zu horrenden Kosten. Des Weiteren tragen sie praktisch nichts zur CO2-Reduktion bei, zerstören die Landschaft, töten jede Menge geschützte Tierarten und spalten die Gesellschaft in Befürworter und Gegner der Windkraft. Unterstützung erfuhr Rene Rock durch die Ausführungen von Dirk Bernd, der aus dem „Nähkästchen“ eines Artenschutzgutachters plauderte. Da Artenschutzgutachten im Zuge des Baus von Windanlagen von den jeweiligen Projektierern in Auftrag gegeben werden, besteht eine gewisse „Erwartungshaltung“ seitens dieser Auftraggeber, was das Ergebnis der Gutachten angeht. D.h. die Gutachter sind abhängig von den Projektieren und die Gutachten von entsprechender Qualität. Laut Bernd gibt es so gut wie keine Stelle im Odenwald, wo es nicht zu Artenschutzkonflikten beim Windkraftausbau kommt bzw. wo nicht gegen bestehende Natur- und Umweltschutzgesetze verstoßen wird. Dr. Schütte erwähnte dabei die Vielzahl der Klagen, die gegen Windkraftprojekte eingereicht werden, und die Vielzahl der Gerichtsurteile, die den Klägern Recht geben. Speziell in Hessen wurden durch das Regierungspräsidium in Darmstadt nämlich viele Genehmigungen erteilt, die gegen geltendes Recht verstoßen. So wurden Windkraftprojekte genehmigt, obwohl sich diese mitten in Vogelschutzgebieten befinden bzw. eindeutige Nachweise geschützter Tierarten vorgelegt wurden. Für Bernd ist der derzeitige 100.000-fache Tod von Vögeln und Fledermäusen verursacht durch Windkraft erst der Anfang einer katastrophalen Entwicklung, an deren Ende wohl das lokale Aussterben von vielen Arten stehen wird.

Hermino Katzenstein von den Grünen vertrat dagegen einen komplett konträren Standpunkt. Das Massensterben von Fledermäusen und Vögeln an Windkraftanlagen relativierte er mit Opferzahlen aus dem Verkehr, durch Katzen und Vogelschlägen an Glasscheiben.
Für Herrn Katzenstein hat der Klimaschutz höchste Priorität und gewisse Kollateralschäden seien im Rahmen der Energiewende einfach hinzunehmen. Windkraft im Wald sei akzeptabel, solange die Naturschutzgesetze eingehalten würden. Dem hielt Dirk Bernd entgegen, dass das leider nicht immer der Fall sei. Nach seiner Erfahrung würden Natur- und Artenschutzgesetze beim Windkraftausbau im Odenwald regelmäßig missachtet. Herr Katzenstein sieht die Landbevölkerung jetzt in der Pflicht ihren Beitrag zum Klimaschutz zu leisten, denn die Menschen in der Stadt seien durch den Verkehr und die dichte Bebauung schon über Gebühr belastet. Dabei zitierte er aus einer Forsa-Umfrage, wonach mehr als 80 % der Bevölkerung die Windkraft auch in ihrer unmittelbaren Nähe befürworten würden. Die anschließende Reaktion des Publikums hingegen spiegelte diese hohe Befürwortung nicht wider. Was eventuell daran liegen mag, dass zwei Drittel der in der Studie Befragten mehr als drei Kilometer vom nächsten Windrad entfernt wohnen – damit faktisch nicht betroffen sind – und nur 11% im derzeit diskutierten Radius von 1000 Meter.

Im Anschluss an die Ausführungen der Diskussionsrunde konnten die Zuschauer Fragen an die vier Teilnehmer stellen. Diese machten denn auch rege von dem Angebot Gebrauch. Die Mehrheit der Fragesteller sieht die Windkraft kritisch und berichtete von ihren eigenen Erfahrungen.